Die Verbände BGL, BPEX, BWVL und DSLV appellieren an die Mindestlohnkommission, bei künftigen Anpassungen wirtschaftsverträgliche Parameter zu wählen. Sie verlangen, dass Tarifautonomie, Produktivitätszuwächse und bewährte Sozialpartnerschaft in Einklang gebracht werden. Ein zu hoher Mindestlohnanstieg könne die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Logistikunternehmen, den Bestand von Arbeitsplätzen sowie die Kaufkraft der Beschäftigten gefährden. Entscheidend seien die bisherigen Lohnentwicklungen, Automatisierungstrends und die Belastung durch Steuern sowie Sozialabgaben. Außerdem sollten mögliche Folgewirkungen realistisch eingeschätzt werden dürfen.
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BGL, BPEX, BWVL, DSLV fordern fairen Mindestlohn im Wettbewerbsrahmen
Die vier Verbände BGL, BPEX, BWVL und DSLV haben die Mindestlohnkommission aufgefordert, bei der Neufestlegung des Mindestlohns Tarifautonomie, Produktivitätstrends und Sozialpartnerschaft seriös zu berücksichtigen. Ein gesetzlich verankerter Mindestlohn im deutschen System gewährleiste fairen Wettbewerb, bewahre die Kaufkraft und fördere Beschäftigungsanreize. Er wirke allerdings nur dann nachhaltig, wenn er im Einklang mit der allgemeinen Lohnentwicklung sowie der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Unternehmen steht. Schließlich müsse auch die Entbürokratisierung des Arbeitsrechts mitbedacht werden.
Anhebung auf 15 Euro würde 57,9 Prozent Zuwachs bedeuten
Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland stieg seit 2021 um 34,9 Prozent. Würde er auf 15 Euro angehoben, betrüge der Zuwachs 57,9 Prozent. Branchenvertreter machen geltend, Produktivitäts- und Erlösfortschritte könnten derart substanzielle Lohnsteigerungen nicht ausgleichen. Angesichts des bisher viertgrößten EU-Mindestlohns warnen sie vor einem weiteren kräftigen Anstieg. Dieser könnte Wettbewerbsnachteile verschärfen und Druck auf Arbeitsplätze, Kostensenkungspotenziale sowie unternehmerische Spielräume erhöhen. Insbesondere kleine Unternehmen sehen Risiken bei der Sicherung ihrer internationalen Position.
Niedrigqualifizierte Arbeitsplätze besonders gefährdet durch Automatisierung infolge hoher Lohnkosten
Mit steigenden Lohnkosten beschleunigen Betriebe die Einführung automatisierter Abläufe, um Personalkosten zu reduzieren. Betroffen sind primär Tätigkeiten mit niedrigem Qualifikationsprofil, deren Automatisierung laut Verbänden zu einem Verlust von rund 30 Prozent der Jobs im Niedriglohnbereich führen kann. Der Abbau solcher Stellen verringert unmittelbar die Arbeitsmarktchancen für Beschäftigte ohne rasch verfügbare Weiterbildung. Diese Dynamik treibt soziale Ausgrenzung voran langfristig.
Höherer Mindestlohn ohne Abgabenentlastung fördert Langzeitarbeitslosigkeit und erhebliche Staatsausgaben
Nach Daten des SOEP sind etwa 4,7 Millionen Beschäftigte in Deutschland ohne Berufsabschluss tätig. Gehen diese Arbeitsplätze verloren, nimmt die Anzahl der Unterstützungsberechtigten zu und die Staatsausgaben für Transferleistungen steigen. Steigt der Mindestlohn stärker, ohne dass Steuer- und Abgabenlast gesenkt wird, bleiben Nettoerlöse moderat. Dies begünstigt einen Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit und untergräbt mittelfristig den Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft und die soziale Stabilität. Die Folgekosten verteilen sich auf kommende Haushaltsjahre deutlich.
Siebenundsechzig Prozent Brutto-Anhebung ergibt tatsächlich nur neun Prozent Netto
Ein höherer Mindestlohn am unteren Ende zieht Folgewirkungen nach sich, da steigende Bruttolöhne von unveränderten Steuer- und Sozialabgabensätzen abgemildert werden. So resultiert aus einer Bruttozulage von 17 Prozent nur ein Effektivplus von etwa neun Prozent im Nettolohn, was die Konsumnachfrage weniger stark stimuliert als erwartet. Gleichzeitig vermindert der geringe Abstand zu Einstiegslöhnen in Ausbildungsberufen die Motivation potenzieller Auszubildender, da die marginalen Einkommensgewinne begrenzt bleiben. Unternehmen prüfen alternative Personalstrategien zur Kostenreduzierung.
Überhöhter Mindestlohn schwächt Tarifautonomie und belastet Sozialpartnerschaften in Krisenzeiten
In konjunkturellen Engpasszeiten erweist sich ein Durchreichen gestiegener Kosten auf Kundenseite als schwierig und stößt an Grenzen. Fehlen entsprechende Produktivitätszuwächse, wachsen Kostendruck und Gefahr für Unternehmensfortbestand, speziell im Mittelstand. Geschäftsaufgaben und zunehmende Marktkonzentration können die Folge sein. Eine überproportionale Mindestlohnerhöhung gefährdet die Tarifautonomie und kann durch staatliche Eingriffe gewachsene Sozialpartnerschaften zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften nachhaltig untergraben. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Lohnentwicklung und Produktivität sichert nachhaltig Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung im Mittelstand.
Steuersenkung, Produktivitätsanpassung und Bürokratieabbau für nachhaltige Mindestlohnpolitik gefordert dringend
Gemäß den Vorschlägen der Branchenverbände ist eine unabhängige Besetzung der Tarif- und Sozialpartner in der Mindestlohnkommission essenziell, um eine ausgewogene Lohnfindung zu gewährleisten. Ferner fordern sie eine zielgerichtete Reduzierung von Steuerbelastungen und Sozialversicherungsabgaben, um Unternehmen finanziell zu entlasten. Parallel dazu soll der Mindestlohn dynamisch an Produktivitätszuwächse gekoppelt werden. Abgerundet wird dieses Konzept durch strategische Infrastrukturprojekte und den Abbau administrativer Hürden im Arbeitsrecht. Ziel ist eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit und soziale Stabilität.
Tarifautonomie samt Produktivität bilden Basis einer nachhaltigen, langfristigen Mindestlohnpolitik
Eine vernünftige Ausgestaltung des Mindestlohns, die die tarifliche Selbstbestimmung respektiert und die Produktivitätszuwächse berücksichtigt, fördert nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit und schützt die Kaufkraft der Beschäftigten. Durch die Berücksichtigung klar definierter Rahmenparameter lassen sich Beschäftigungsanreize wahren, der Arbeitsplatzbestand sichern und gesellschaftliche Solidarität stärken. Die von den Verbänden erarbeiteten Forderungen bieten dabei konkrete Ansatzpunkte für eine zukunftsfähige Mindestlohnpolitik, die wirtschaftliche Stabilität und soziale Gerechtigkeit gleichermaßen sichert. unter Einbeziehung aktueller sozi-ökonomischer Rahmenbedingungen und nachhaltiger Entwicklung.